Das Märchen von der Magermilch

Die Aussage: “Ein Milchaustauscher muss mindestens 50 % Magermilchpulver enthalten!“ ist in vielen Köpfen fest verankert. Aber ist das wirklich so? Und was genau hat Käse mit der Beantwortung dieser Frage zu tun?

Die Aussage: “Ein Milchaustauscher muss mindestens 50 % Magermilchpulver enthalten!“ ist in vielen Köpfen fest verankert. Aber ist das wirklich so? Und was genau hat Käse mit der Beantwortung dieser Frage zu tun?

Altes Handwerk

Bei der Käseherstellung wird Lab in die Rohmilch eingemischt – eine Kombination der beiden Enzyme Chymosin und Pepsin. Das sorgt dafür, dass das Milcheiweiß Kasein ausflockt und sich erste kleine Käsekügelchen bilden, die dann weiterverarbeitet werden. Das ist keine neue Erkenntnis, denn bereits Aristoteles beschrieb diese Eigenschaften von Lab – und das war um 350 v. Chr. Und um nun den Rückschluss zu bilden: Lab ist in den Labmägen von Wiederkäuern zu finden.

Im Kälbermagen

Und zu eben solchen Wiederkäuern gehört auch unser Kalb. Es hat einen Labmagen, in dem die frisch getrunkene Milch landet. Der Schlundrinnreflex sorgt dafür, dass die Milch am Pansen vorbei direkt in den Magen geleitet wird, wo die oben beschriebene Reaktion stattfindet. Das ist wichtig, denn erst dadurch kann das Kalb die Milch verdauen. Der Nachteil: die durch das Lab entstandenen Käseklümpchen verlangsamen die Verdauung und sättigen das Kalb für eine längere Zeit. Dadurch bleibt das Raufutter eher uninteressant und auch dringend benötigte Energie zum Wachsen wird nicht unbedingt in gewünschter Menge aufgenommen. Denn: Zellteilung findet nur in den ersten 50 Lebenstagen statt, und je mehr Euterzellen später vorhanden sind, desto besser ist die Milchleistung.

Qualität

Die eben beschriebenen Käseklumpen haben aber auch ihren Sinn, denn nur durch diese Reaktion wird die Milch für das Kalb verdaulich. Bei einem stark erhitzen Milchpulver verändert sich die Proteinstruktur und damit auch die Verdaulichkeit. Das ist beim Kasein besonders deutlich zu sehen: Wird es stark erhitzt, verliert es seine Klumpfähigkeit und ist damit schlechter verdaulich.

links: schonend verarbeitetes MMP / rechts: hoch erhitztes MMP

Magermilch

Das Milcheiweiß Kasein ist ein Bestandteil von Magermilchpulver, in Molke ist es nicht vorhanden. Das bedeutet, je höher der Magermilchanteil im Milchaustauscher ist, desto höher ist auch der Kaseinanteil. Und je mehr Kasein, desto mehr Käsekügelchen und desto länger ist das Kalb gesättigt. Vor diesem Hintergrund ist ein geringerer Magermilchanteil unbedingt sinnvoll – WENN stattdessen ein erhöhter Molkeanteil im Milchaustauscher enthalten ist: anteilig weniger Käse und trotzdem viel Protein in der Ration. So gelingt dem Kalb der Zellaufbau.

Mehr als ein Muskelsaft

Nicht umsonst ist der Proteinshake bei Sportlern beliebt – Hauptbestandteil Molke. Neben den positiven Effekten für den Muskelaufbau enthält Molke essenzielle Aminosäuren. Diese haben auch für das Kalb unterschiedlichste, lebenswichtige Funktionen. Der Pansen kann diese später eigenständig herstellen aber das Kalb muss sie über das Futter aufnehmen. Wird die Molke besonders schonend hergestellt, dann enthält sie sogar Immunglobuline und Wachstumsfaktoren. Diese sind nicht nur wichtig für das anfängliche, passive Immunsystem, denn es sind besonders hochwertige Eiweiße. Auch können sie Erreger bereits im Darm abfangen und unschädlich machen.

Fazit

Nicht der Magermilchanteil entscheidet über die Qualität eines Milchaustauschers, sondern die Qualität des Ausgangsmaterials und die Ausgewogenheit der Inhaltsstoffe. Dazu kommt die schonende Weiterverarbeitung. Es ist ein Unterschied, ob man „billiges“, hocherhitztes Interventionsmilchpulver für seine Kälber anmischt, oder eine schonend erzeugte Qualitätsware, die speziell für Kälber hergestellt wurde.

Hier geht es zu unseren hochwertigen Milchaustauschern.

Avatar-Foto
Laura Meyer-Kuhlmann

Laura hat ein Abschluss als B Sc. Agrarwissenschaften von der Uni Göttingen und ist seit über 2 Jahren Teil der jbs Familie. Momentan betreut sie den Bereich Qualitätsmanagement und ist spezialisiert auf die Kälberaufzucht und unser Pflanzenstärkungsmittel rootac.

Artikel: 48