Futterpreise bewegen sich in schwindelnde Höhen …

Energie, Betriebsmittel, Futterpreise, Verbrauchsgüter. Im März 2022 erlebten wir eine Preisspirale nach oben, die wir nicht für möglich gehalten hätten. Im letzten Jahr war es schon schwierig mit Folien und Verpackungsmaterial. Und jetzt auch noch der Krieg mit teils unabsehbaren wirtschaftlichen Folgen, von der humanitären Katastrophe mal ganz abgesehen. Die Ukraine und Russland sind große Getreide-Exporteure und dementsprechend verschieben sich die Warenströme auf der ganzen Welt.

Kraftfutterpreise

Kraftfutter war bereits in früheren Jahren teuer. Zum Beispiel 2008 oder auch 2012. Dabei spielt natürlich der jeweilige Milchpreis eine große Rolle. Beispiel damals: 30 € je dt Kraftfutter bei einem Milchpreis von z. B. 28 Cent. 1 kg Kraftfutter enthält Energie und Eiweiß für rund 2 Liter Milch. Die Kosten je kg Milch aus Kraftfutter waren also knapp 54 % vom Milcherlös. Heute sind wir vielleicht bei 35 € je dt, aber der Milchpreis ist auf 45 Cent gestiegen. Macht einen Kostenanteil des Kraftfutters von knapp 39 %. Sieht also zur Zeit besser aus als damals. Trotzdem gilt, je mehr Milch aus Grundfutter, desto besser.

Grundfutter gegen Kraftfutter

Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Da die Grundfutter-Aufnahme begrenzt ist, kann die Milchleistung aus Grundfutter nicht unendlich gesteigert werden. Und, je mehr Kraftfutter gefüttert wird, desto mehr Grundfutter wird verdrängt. Allerdings in unterschiedlicher Intensität je nach Laktationsstadium. Während in den ersten Wochen bis ca. 100 Tage nach der Kalbung 1 kg Kraftfutter etwa 0,36 kg Grundfutter verdrängt, sind es am Ende der Laktation 0,6 kg Grundfutter. Durch den großen Energiebedarf zu Anfang der Laktation fressen die Kühe insgesamt mehr. Heißt: am Ende der Laktation ist der Einsatz von Kraftfutter kaum noch wirtschaftlich.

Ein halbes Pfund

Stichwort Kraftfutter-Effizienz: 250 g Kraftfutter je kg erzeugte Milch ist ein Zielwert, den viele Herden nicht erreichen. Zumindest wenn man die Daten der Betriebszweigauswertungen der Länder anschaut. Wollen Sie nachrechnen? Teilen Sie die an einem Tag verfütterte Menge an Kraftfutter durch die Menge ermolkene Milch. 250 g ist nicht viel. Das gelingt nur, wenn ein hoher Teil der Milchleistung aus dem Grundfutter erzeugt werden kann und die Kühe davon viel fressen – weil es super schmeckt, eine hohe Energiedichte hat und es nicht in der TMR aussortiert werden kann. Außerdem muss es immer wieder frisch vorgelegt oder herangeschoben werden und hoch verdaulich sein.

Energiedichte

Maissilage hat eine hohe Energiedichte, auch wenn der Stärkegehalt in manchem Jahr niedrig ist. Darin sind die Grassilagen dem Mais in der Regel unterlegen, vor allem die späteren Schnitte. Dazu kommen die sehr unterschiedlichen Qualitäten, nicht nur was das Ausgangsmaterial betrifft. Gras siliert nicht so sicher wie Mais, da heißt es aufpassen und die Silierung unterstützen, damit die Energie in der Silage bleibt und nicht Hefen oder Schimmel zum Opfer fällt. In einem Fütterungsversuch fraßen Kühe, die eine Ration mit 6,5 MJ NEL bekamen 1 kg TM mehr, als die mit einer 6,1 MJ NEL Ration. Als logische Folge wurde mehr Milch je kg Kraftfutter erzeugt. In einer anderen Studie führte ein Plus von 1 MJ NEL / kg TM zu einem Anstieg der Gesamt-TM-Aufnahme um 1 kg.

Wiederkäuer brauchen Struktur

Eine hohe Grundfutterleistung ist nicht nur wirtschaftlich gesehen erfolgreich, sie führt auch zu mehr Tiergesundheit. Liegt sie nur bei 2000 Liter, dann muss die Ration zwangsläufig mit viel teurem Kraftfutter ergänzt werden. Oft hat das Kraftfutter dann einen Anteil von deutlich mehr als 50 % in der Ration. Das Risiko der Pansenacidose (Übersäuerung) steigt, die Futteraufnahme sinkt, die Grundfutterverdrängung wird größer und die Abwärtsspirale ist kaum noch aufzuhalten.

Grundfutter ist die Basis

Hochverdauliches Grundfutter ist die Voraussetzung für eine hohe Gesamtfutteraufnahme aus Grund- und Kraftfutter. Dazu bedarf es einer exzellenten Energiedichte und Verdaulichkeit der Silagen. Nur dann sind hohe Grundfutterleistungen über 5000 kg Milch überhaupt möglich. Unmöglich ist das jedenfalls nicht. Das stellen jedes Jahr diverse Betriebe auch mit hohen Milchleistungen unter Beweis.

Hier findet Ihr unser Futtermittelsortiment.

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Anne Cordes

Anne hat ein abgeschlossenen Studium zur Agr.-Ing. (FH) von der FH Kiel und 14 Jahre Praxiserfahrung auf einem Milchviehbetrieb. Sie ist seit über 18 Jahren Teil der jbs Familie. Momentan betreut sie den Bereich Qualitätsmanagement und ist spezialisiert auf Milchvieh und Silagemangement.

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