Ran an den Rand – Verdichtung

Verluste am Rand sind normal – oder?

Randschichten sind Problemzonen. Die naturgemäß geringe Verdichtung wird gemeinhin als Grund für Schimmel und Erwärmung angesehen. Trotz schwerer Walzfahrzeuge ist es kaum möglich, die für eine gute Stabilität benötigten 200 kg Trockenmasse je m³ in den oberen 50 cm zu erreichen. Von den unbefestigten Seiten ganz zu schweigen.

Heiße Sache

Nach dem Öffnen zieht die Luft schneller in die schwach verdichteten Bereiche ein. Luft liebende Hefen werden aktiviert und werfen innerhalb von 24 Stunden den „Verbrennungsmotor“ an. Zucker und Milchsäure werden zu Wärme und CO2, der pH-Wert steigt an. Fäulnisbakterien kommen dazu und es entsteht eine dunkle, warme, oft auch schimmelige Schicht unter der Folie.

Der fiese Sauerstoff

Das wussten Sie alles schon? Klar, dieser Zusammenhang ist bekannt. Dann erzählen wir Ihnen jetzt eine andere Geschichte, nämlich die vom fiesen Sauerstoff, der lange bevor die Folie aufliegt und die Silosäcke verteilt sind sein Unwesen treibt. Vor allem dann, wenn eine 24-Stunden-Silage nicht realisierbar ist.

Verzögert = verloren

Letztes Jahr haben wir einen Feldversuch mit Rundballen angelegt (Gras, 2.Schnitt). Dabei wurden ein paar Ballen nicht sofort nach dem Pressen, sondern mit einer Verzögerung von 3 bis 5 Stunden eingewickelt. Das erscheint erst mal nicht viel. Bei Freigärhaufen z. B. liegt die Silage an den Schrägen viel länger an der Luft, bis abgedeckt wird. Aber die Auswirkung dieses verspäteten Luftabschlusses ist nach 60 Tagen Silierdauer deutlich zu sehen!

Das summiert sich auf

Die Ballen, die verzögert eingewickelt wurden, hatten nicht nur einen 1,7-fach erhöhten Gehalt an Hefen mit den dazu passenden gestiegenen Energieverlusten, sondern auch eine um 2,3 Tage geringere Stabilität an der Luft. Der Energiegehalt war 0,12 MJ NEL niedriger je kg Trockenmasse. Das sind Peanuts meinen Sie? Bei 35 % TM macht das 42 MJ NEL je t Silage, ausreichend für 13,3 Liter Milch. Hm. So viel, nach nur 3 – 5 Stunden?

Zeit ist Zucker

Wie kommt das? Solange Luft zur Verfügung steht, entwickeln sich Hefe- und Schimmelpilzkolonien prächtig. Milchsäurebildner unter den Bakterien können den Lufteinfluss zwar aushalten und viele von ihnen verstoffwechseln Sauerstoff. Aber es gelingt ihnen nicht, in die Produktion nennenswerter Mengen an Milchsäure einzusteigen, der pH-Wert bleibt hoch. Je länger die Abdeckung auf sich warten lässt, desto mehr Zucker geht verloren.

Thema Silierung verfehlt

Dann kommt die Folie drauf oder drum, aber eine ordentliche Silierung findet nicht mehr statt: Zucker verbraucht, Milchsäurebakterien schlapp, Hefen dominieren das Geschehen. Wird die Silage geöffnet, sind die Hefen schnell wieder fit. Hier spielt dann die Verdichtung insofern eine Rolle, als sie darüber entscheidet, wie weit die Luft in die Silage zieht und wie groß der Umfang des Verderbs wird.

Step by step

Siliermittel und Barrierefolien stoßen an ihre Grenzen. Besonders wenn die Ernte mehrere Tage dauert und große Bunker gefüllt werden, sind Randverluste kaum zu vermeiden. Je nach Silogröße kann eine einfache Folie über Nacht Energieverluste deutlich reduzieren. Ansonsten hilft nur eine tägliche Teilabdeckung quer, sobald es irgend geht. Da wo die Folie überlappt, muss unbedingt eine durchgehende Barriere aus Sandsäcken gelegt werden. Dafür eignet sich zum Beispiel unser jbs barriereschlauch oder unsere silo-safeline – in Kombination mit Silosäcken. Die Mühe lohnt sich, wie man anhand des Beispiels mit dem Rundballen leicht hochrechnen kann.

Übrigens: Der Landwirt, bei dem der Feldversuch gemacht wurde, geht jetzt nicht mehr erst Kaffee trinken, wenn der Walzschlepper fertig ist. Seit er die Ergebnisse kennt wird immer sofort zugedeckt.

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Anne Cordes

Anne hat ein abgeschlossenen Studium zur Agr.-Ing. (FH) von der FH Kiel und 14 Jahre Praxiserfahrung auf einem Milchviehbetrieb. Sie ist seit über 18 Jahren Teil der jbs Familie. Momentan betreut sie den Bereich Qualitätsmanagement und ist spezialisiert auf Milchvieh und Silagemangement.

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