Hefezellen sollen erst am Zielort Pansen „aufwachen“ und ihren Stoffwechsel wieder aufnehmen, das ist klar. Die Verfügbarkeit von Wasser ist entscheidend für die mikrobiologische Aktivität, ohne Wasser kein Leben. Minimale Mengen Feuchtigkeit reichen jedoch aus, um die Aktivität der Hefezellen zu starten. Die benötigte Restwasseraktivität in der Umgebung der Hefen beträgt 0,6 (es werden aW-Werte zwischen kein freies Wasser = 0 und Wasser = 1 vergeben). Bakterien zum Beispiel brauchen in der Regel einen Wert von 0,85. Brot hat einen aW-Wert von etwa 0,95, darum verdirbt es relativ schnell, wenn es offen gelagert wird.
Lebende Hefen reagieren mit Luftfeuchtigkeit. 70 % und mehr finden sie super und in Deutschland liegen die Werte meistens darüber. Wird eine ungeschützte Hefe im Mischfutterwerk verarbeitet, nimmt die Hefezelle das erste Mal allein durch die Feuchtigkeit in der Luft ihre Aktivität wieder auf. Dann muss sie auch noch die Lagerung beim Händler und die Lagerung beim Landwirt überstehen, bis sie über das Einmischen ins Futter und die Zeit auf dem Futtertisch endlich im Pansen ankommt. Je länger der Prozess von der Produktion bis in den Pansen dauert, desto mehr Hefezellen sterben letztlich ab. Fraglich, ob noch Wirkung übrig bleibt. Es kommt also in der Fütterung nicht auf eine schnell reagierende Hefe an, sondern ganz im Gegenteil vor allem, auf eine aktive Hefe die zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle das macht, was sie soll.
Der Schutzmantel aus inaktivierten Hefezellen sorgt erstens dafür, dass die Hefe heil im Pansen ankommt und dort ihre volle Aktivität entfaltet. Zweitens liefern diese Hefezellen Zellwandmaterial, das einen positiven Effekt auf die Tiergesundheit hat, auch wenn die Mengen sehr gering sind. jbs setzt darum in allen Hefeprodukten auf eine ummantelte Lebendhefe, obwohl sie etwas teurer ist.