Hygiene – Reinlichkeit bringt Gewinn

„Hast du dir die Hände gewaschen?“

Diesen Satz haben wohl die meisten regelmäßig vor dem Essen in ihrer Kindheit gehört – oder fragen jetzt ihre Kinder. In den letzten Jahren hat das Wort „Hygiene“ vor allem im Bereich der Krankheitsverhütung an Bedeutung gewonnen. Überall in der Öffentlichkeit sieht man Hinweise zu den richtigen Hygieneregeln und an jeder Ecke, im Auto und in Handtaschen ist ein Desinfektionsmittel für die Hände zu finden. Und wenn wir mal genauer darüber nachdenken: das sind keine neuen Erkenntnisse.

Warum nicht auch im Stall?

Eine ordentliche Hygiene hilft dabei, Krankheiten zu verhindern oder wenigstens einzudämmen – das ist allgemein bekannt. Und genau diese Erkenntnis lässt sich auch auf unsere Rinder übertragen, denn von der Biologie her gehören auch sie zur Klasse der Säugetiere. Und genau mit diesem Hintergedanken können viele Probleme gelöst werden, vor allem bei der Jungtieraufzucht. Ein Beispiel: Warum würden wir Säuglingen keine ungewaschene Nuckelflasche geben – wundern uns aber über kranke Kälber bei mangelnder Tränkehygiene?

Ich doch nicht!

Einige mag das wundern, aber eine ordentliche Tränkehygiene ist längst nicht überall Standard. Das kann viele Gründe haben: Unwissenheit, noch nie darüber nachgedacht, Zeitmangel, oder – oder – oder. ABER: das hat nicht nur Auswirkungen auf die Tiergesundheit. Kranke Kälber kosten nicht nur Geld, Zeit und Nerven. Sie können gar nicht optimal wachsen, haben geringere Tageszunahmen und die Auswirkung auf die spätere Milchleistung und Gesundheit ist groß. Und das macht sich dann auch im Geldbeutel bemerkbar, wenn auch eher als ein „versteckter“ Faktor. Das Problem bei der Sache: wie gut sich gesunde Kälber im Vergleich zu erkrankten entwickeln, wird erst nach einiger Zeit sichtbar. Die Tiere sind gesünder, nehmen besser zu, werden eher tragend und die Milchmengen in der ersten Laktation sind höher. Auch die Nutzungsdauer steigt durch eine bessere Gesundheit in den ersten Monaten.

Nackte Zahlen

Schon ein groß angelegter Versuch aus dem Jahr 2013 zeigt die Ausmaße einer frühen Erkrankung. Über 2.000 Tiere wurden von der Geburt bis hin zum Ende der ersten Laktation begleitet. Schon bei einer leichten Durchfall-erkrankung vor dem 91. Lebenstag gaben die Tiere in der ersten Laktation im Schnitt 344 kg weniger Milch als gesund aufgewachsene. Das liegt aller Wahrscheinlichkeit nach daran, dass das Kalb seine Energie in die Genesung, anstatt ins Wachstum steckt. Da vor allem in dieser ersten Zeit das Zellwachstum durch Teilung stattfindet, haben gesunde Kälber am Ende deutlich mehr Euterzellen, als erkrankte.

Langzeitwirkung

Ähnliche Ergebnisse ergab auch eine aktuelle Auswertung aus Amerika mit über 10.000 Kuhkälbern: 20 – 25 % erkrankten einmal an der Grippe, noch einmal 15 % sogar ein zweites Mal. Die Spanne der Milchleistungseinbußen in der ersten Laktation lag bei 100 – 500 kg.
Oft ging mit der Grippe auch eine bleibende Schädigung der Lunge und damit eine generell niedrigere Lebensleistung einher. Außerdem betrugen die zusätzlichen Tierarztkosten pro Tier rund 40 €. In den meisten Betrieben werden die früh erkrankten Kälber nicht als Milchkühe aufgezogen, da die Einbußen unterm Strich zu groß sind.

Und nun?

Gegen Krankheiten wie die Grippe lohnen sich Impfungen, am besten schon bei der tragenden Kuh. Dadurch werden die Antikörper über das Kolostrum direkt an das Kalb weitergegeben. Aber es gibt noch viele kleine Stellschrauben. Allen voran steht die hier schon mehrmals erwähnte Hygiene. Und die beginnt schon mit dem Kolostrum: möglichst viele Immunglobuline bei niedriger Keimbelastung erreicht man zum Beispiel durch schonendes Pasteurisieren. Das gilt generell für jede Vollmilchtränke. Eine frühe Eisengabe wirkt praktisch wie ein Booster für das Immunsystem. Um so besser, wenn sie über eine Starterpaste mit Vitaminen und Spurenelementen gegeben wird. Wichtig ist auch, dass eine hohe Energieversorgung durch die Tränke gewährleistet ist. Denn das Immunsystem braucht, genau wie das Wachstum, viel Energie.

Hygiene zu Ende denken

Milchaustauscher sind von einwandfreier hygienischer Qualität. ABER: das Reinigen der Nuckeleimer und der Ventile muss höchste Priorität haben, vor allem bei warmen Temperaturen. Sonst breiten sich Krankheitserreger rasant aus. Regelmäßiges Misten und desinfizieren der Iglus hemmt den Keimdruck ebenso. Später sollte eine Kälbergruppe maximal aus 6 – 8 Tieren bestehen. Die Ansteckungsgefahr nimmt um so mehr zu, je größer die Gruppen sind.

Nur ein gesundes Kalb kann zu einer gesunden und leistungsstarken Kuh heranwachsen – und dadurch die eigene Herde aufwerten.

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Laura Meyer-Kuhlmann

Laura hat ein Abschluss als B Sc. Agrarwissenschaften von der Uni Göttingen und ist seit über 2 Jahren Teil der jbs Familie. Momentan betreut sie den Bereich Qualitätsmanagement und ist spezialisiert auf die Kälberaufzucht und unser Pflanzenstärkungsmittel rootac.

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