Selbstentzündung

Heu – Heulage – Ballensilage, alle drei sind lagerfähig gemachtes Gras. Meistens haben sie die typische Rundballenform und das optische Unterscheidungsmerkmal besteht darin, dass Ballensilage und Heulage in Folie eingewickelt sind. Diese beiden konservieren durch Silierung, wogegen Heu „nur“ getrocknet wird.

Der größte Unterschied liegt neben der Konservierung im TS-Gehalt. In einigen Definitionen weichen die Gehalte etwas ab. Die LUFA definiert so:

  • Heu = > 85%
  • Heulage = 50 – 70%
  • Silage = 30 – 40 %

Jetzt könnte man denken, dass bei Heu der wenigste Aufwand anfällt – es muss ja einfach nur trocknen. Aber tatsächlich birgt Heu eine Gefahr, die laut Berichten jedes Jahr zu etwa 100 Vorfällen in ganz Deutschland führt: Heu und Feuer stehen in enger Verbindung miteinander. Immer mal wieder hört man in der Ballensaison von Bränden – ob auf dem Feld oder auch schon in den Lagern. Und das hat nicht immer etwas mit Brandstiftung zu tun, denn Ballen können sich durchaus selbst entzünden. Daher benötigen Heuballen die aufwändigere Nachsorge.

Arbeit produziert Wärme

Bei Stoffwechselprozessen wird Wärme als eine Art Nebenprodukt freigesetzt. Das merken wir selber: wir haben immer eine gewisse Körpertemperatur, da unsere inneren Organe rund um die Uhr arbeiten und dabei eben diese Wärme freisetzen. Wenn wir Fieber haben, dann erhöht sich die Körpertemperatur, weil unser Immunsystem und damit unser Körper auf Hochtouren arbeitet und durch diese Mehrarbeit wird mehr Wärme produziert. Ähnliches kennen wir auch von Silagen – sie werden Warm, wenn die Mikroorganismen anfangen zu arbeiten.

Kettenreaktion

Heu ist zwar trocken, aber dennoch bleibt immer eine gewisse Restfeuchte. Wo die Pflanze noch feucht ist, sind die Zellen noch aktiv und betreiben Stoffwechsel. Und das erzeugt, wie eben beschrieben, Wärme. Da Heu in fest gepresstem Zustand eine hohe isolierende Wirkung hat, wird diese erhöhte Temperatur nicht nach außen abgeleitet und im inneren des Rundballens steigt die Temperatur. Und das wiederum setzt eine Kettenreaktion in Gang: Die natürlich vorhandenen Pilze und Bakterien fühlen sich immer wohler und beginnen ebenfalls zu arbeiten, sich zu vermehren und wiederum Wärme zu produzieren. Das setzt weitere chemische Prozesse in Gang und es wird immer heißer im Balleninneren.

Brandgefahr

Innen herrscht ein Hoher Druck, der in Verbindung mit den steigenden Temperaturen Hitzenester entstehen lässt. Diese können durch die beschriebenen Vorgänge so heiß werden, dass sich das trockene Gras entzündet. Sobald dann Sauerstoff ins Spiel kommt, entzündet sich der Ballen und fängt an zu brennen. Eine Brandgefahr besteht schon bei einer Kerntemperatur ab 70°C. Das Ganze passiert natürlich nicht innerhalb kürzester Zeit. Es können durchaus Tage oder auch Wochen vergehen. Bei Heuballen sollte daher eine regelmäßige Kontrolle der Kerntemperatur geschehen, um Risiken zu minimieren.

Unfallverhütung

Durch ein etwas lockereres Pressen und eine längere Verweildauer auf dem Feld können Heuballen gut durchlüften – daher sieht man Heuballen auf Feldern auch mal länger liegen.
Bei Heulage oder Silage besteht keine Brandgefahr. Feuer kann nur brennen, wenn Sauerstoff vorhanden ist. Da beides in Folie gewickelt wird, um den Sauerstoff draußen zu halten und die Milchsäuregärung im Inneren voran zu bringen, besteht keine Feuergefahr. Der Restsauerstoff, der sich im Ballen selbst befindet, wird direkt am Anfang der Silierung von den Bakterien verbraucht.

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Laura Meyer-Kuhlmann

Laura hat ein Abschluss als B Sc. Agrarwissenschaften von der Uni Göttingen und ist seit über 2 Jahren Teil der jbs Familie. Momentan betreut sie den Bereich Qualitätsmanagement und ist spezialisiert auf die Kälberaufzucht und unser Pflanzenstärkungsmittel rootac.

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