Barrierefolien im Praxistest
DLG-Siegel sind allgemein bekannt. Sie werden nach erfolgreicher Prüfung für Betriebsmittel wie z. B. Folie verliehen. Bei der Gasdichtigkeit liegt die Grenze zum Erlangen der
DLG-Urkunde bei 250 cm³ Sauerstoff je m² je 24 h. Wir wollten wissen, wie sich eine einfache,
DLG-geprüfte Polyethylenfolie (PE) bei ca. 9 Monaten Lagerdauer verhält im Vergleich zu
zwei Systemen mit extremer Gasdichtigkeit (< 5 cm³/m²/24 h). Gibt es sichtbare Unterschiede? Schließlich sind Barrierefolien ca. 10 – 30 Cent/m² teurer.
Alle mal anfassen
Im Oktober 2021 wurden einige unserer Mitarbeiter aus dem Büro zum Abdecken auf den
Silo geschickt. Über Produkte reden ist das eine, selber damit zu arbeiten etwas ganz anderes.
Der Maissilo wurde in 3 Abschnitte unterteilt (siehe Bild). Auf den vorderen
50 m wurden 2 Barrierefolien längs nebeneinander verlegt: Ein System mit Haupt- und
Barriere-Unterzugfolie (100 und 40 μ dick) und eine Barrierefolie (80 μ) ohne Unterzugfolie.
Auf den hinteren 25 m wurde statt der 80 μ Folie eine weiße DLG-Folie mit 150 μ an
die einfache Barrierefolie angeschlossen. Alle Überlappungen wurden mit Silosäcken auf
den Schutzgittern gesichert. Reifen wurden nicht verwendet!
Dicht ist dicht
In den ersten Tagen nach der Ernte gab es eine schöne Gärgashaube, die zeigte, dass
der Silo ordentlich abgedeckt war. Gärgase muss man einfach in Ruhe lassen. Nach einigen
Tagen ist der Spuk vorbei. Von Januar bis Mitte Juli wurde der Haufen verfüttert. An vier Terminen wurden aus den obersten 60 cm Silageproben gezogen. Die ersten 50 m mit den unterschiedlichen Barrierefolien waren quasi identisch was den Gärverlauf und die Futterqualität der Oberfläche betrifft. Zwei Folien verstärken natürlich den mechanischen
Schutz der Oberfläche. Darum wird auf vielen Betrieben erfolgreich mit Barriere-Unterzugfolien gearbeitet.
Mehr Luft – mehr Pilze
Etwa 8 Monate nach der Ernte erreichte der Silo die DLG-Folie. Direkt im Anschluss an die 80 µ Barrierefolie fiel zuerst etwas Schimmel unter der weißen DLG-Folie auf. 10 Tage später war daraus großflächiger Verderb geworden, wie das Foto von oben zeigt. Der Gammel endete genau dort, wo die Überlappung mit der Barriere-Unterzugfolie begann. Die Menge an Pilzen in den obersten 60 cm stieg erheblich an gegenüber der Silage unter der Barriere-Unterzugfolie. Damit waren auf ca. 120 m² die obersten 30 cm fütterungsuntauglich – ein Totalverlust, der abgeräumt und entsorgt werden musste. Je m² fehlte Silage im Wert von 2,85 €, wenn man das kg mit 5 Cent rechnet. Die Investition in eine Barrierefolie hätte sich damit dicke gelohnt.
Aus den Augen, aus dem Sinn
Die Luft, die durch die Folie einsickert und vor allem Hefen und Pilze aktiviert, ist umso mehr ein Problem, je länger die Silage gelagert wird. Doch schon in der ersten Woche fördert der Luftabschluss unter der Barrierefolie die Fermentation, weil Milchsäurebakterien nun mal ohne Luft besser arbeiten. Es entsteht mehr Milchsäure und der pH-Wert sinkt tiefer, als unter der PE-Folie. Dadurch bleiben mehr Nährstoffe erhalten. Die höheren Fermentationsverluste unter der PE-Folie sind dabei besonders teuer, da purer Zucker und Stärke verloren gehen. Rohasche und schwer abbaubare Fasern werden von den Silierbakterien nämlich nicht angetastet. Da die Nährstoffverluste allerdings weitgehend unsichtbar sind, finden sie wenig Beachtung. Sichtbare Mängel wie Schimmel, Nacherwärmung und Verderb werden dagegen sofort wahrgenommen.
Von Anfang an auf Qualität setzen
In einem Interview sagte ein englischer Farmer: „Silage ist die Basis von allem. Eine Top-Silage zu machen ist nicht so viel schwerer, als eine mittelmäßige Silage. Aber mit einer mittelmäßigen Silage die Herde zu managen ist viel schwieriger und teurer.“ Ohne schnellen und dauerhaften Luftabschluss ist jede Silage einem hohen Risiko für Nährstoff- und Totalverluste ausgesetzt. Das muss nicht sein!
Mit Barrierefolien bleibt die Luft draußen – von Anfang bis Ende.