Die Anbauplanung steht und das Saatgut muss beschafft werden. Dabei gibt es dann nur ein Problem: einfach „mal eben“ kaufen ist schwer. Viele Firmen und noch mehr Sorten mit imposanten Namen. Aber was steckt eigentlich dahinter und warum gibt es eine so große Auswahl?
Die wissenschaftliche Grundlage dahinter ist die Vererbungslehre, die ihre Anfänge im Jahr 1856 hatte. Der Begründer war der Mönch Georg Mendel, der in seinem Klostergarten systematische Kreuzungsexperimente mit Erbsen durchführte – das kennen wohl die meisten noch aus dem Bio-Unterricht. Er wertete dann die Veränderungen der Pflanzen über Generationen hinweg aus – allerdings nur die äußerlichen. Dazu nahm er zunächst Pflanzen, die sich optisch unterschieden.
Heute wissen wir, dass es auch Unterschiede in den nicht sichtbaren Merkmalen gibt, wie zum Beispiel bei der Standortvorliebe. Und in diesen Dingen unterscheiden sich eben auch die heutigen Sorten. Optisch sind sie sich ähnlich – sie gehören ja alle zu einer Art. Manchmal lassen sie sich mit bloßem Auge gar nicht unterscheiden. Aber sie können beispielsweise verschiedene Bedingungen tolerieren. Um Unterschiede zu verdeutlichen, gibt es in jedem Jahr die Sortenversuche.
Ganz schön vielfältig
Die Pflanzenforschung untergliedert sich in viele Bereiche, wie beispielsweise Genetik, Molekularbiologie und Bioinformatik. Diese haben das gemeinsame Ziel, die Toleranz gegenüber Umweltbedingungen zu stärken und die Pflanzen so robuster zu machen. Das ist aber nicht so einfach, denn bei solchen Merkmalen handelt es sich um ein komplexes Zusammenspiel von unterschiedlichen Genen in der gesamten DNA.
Bei Resistenzen gegen einen bestimmten Erreger ist das viel einfacher. Durch die Forschung konnte im Laufe der Zeit gut ermittelt werden, welche Sorte mit welcher anderen gekreuzt werden sollte, um ein positives Ergebnis zu erreichen.
Dieses Vorgehen heißt „Smart Breeding“. Hier werden verschiedene Wildformen unserer Ackerkulturen gesucht, die wenig bekannt sind, aber besser mit der Umgebung klarkommen, als die angebauten Sorten. Diese werden dann gekreuzt, um möglichst gute Ergebnisse zu erzielen. Das Ganze dauert natürlich seine Zeit und das Ergebnis kann zum Schluss anders ausfallen, als erhofft. Die Natur geht ihre eigenen Wege.
Gentechnik
Die umstrittene Gentechnik überschreitet dagegen die Grenzen der Natur. Es wird versucht, bestimmte Gene in die DNA der Pflanze zu bringen um zum Beispiel die Stresstoleranz zu erhöhen. Hier wird also in die gesamte Genetik der Pflanze eingegriffen und das ist etwas, das bei vielen Skepsis auslöst.
Ein weiteres Verfahre ist das „Genome Editing“ oder „CRISPR/Cas“. Dieses wirkt zwar auch auf die DNA der Pflanze ein, aber es ist viel präziser und kann punktuell angewendet werden. So ist es zum Beispiel dadurch möglich, über Jahre hinweg „weggezüchtete“ Variablen wiederherzustellen und das eben in diesem einen Schritt. Dafür ist aber ein detailliertes Wissen über die Genetik der jeweiligen Pflanze nötig und das wiederum braucht eine Menge Forschungszeit.
Gar nicht so langweilig
So eine Pflanze ist viel komplexer, als es auf den ersten Blick scheint. Und vor allem, wenn es um die Ernährungssicherheit geht, dann steckt noch viel mehr dahinter. Das Saatgut muss einwandfrei sein, um wenigstens hier einen möglichst optimalen Start zubekommen. Die letzten Jahre haben uns gezeigt, was Wetterextreme auslösen können. Auch menschengemachte Krisen sind ein eher unterschätzter Faktor. Neben dem Konflikt in der Ukraine kann hier auch durchaus das drohende Pflanzenschutzmittelverbot weitreichende Folgen haben.
Wo uns die Forschung hinführt, werden wir sehen. Das Ziel ist jedenfalls eine gesicherte Ernährung – für das eigene Land, aber auch für die ganze Welt. Es macht also durchaus Sinn, sich mit dem umfangreichen Saatgutangebot zu befassen, um die am besten geeignete Sorte für seinen Standort auszuwählen und damit zumindest eine gute Ausgangssituation zu schaffen.