Agroforstwirtschaft

Im Wandel der Zeit

Erste Hinweise auf Agroforstsysteme gibt es schon aus dem Jahr 4.000 v. Chr. Hier in Deutschland wurde diese Kombination aus Land- und Forstwirtschaft aber erst im Mittelalter etabliert. So wurden beispielsweise Schweine in die Wälder getrieben, um sich dort mit Eicheln, Bucheckern und Kastanien selber zu mästen. Dadurch musste kein Futter vorgehalten werden, denn die Tiere wurden erst zur Schlachtung wieder eingefangen. Auch die Streuobstwiese waren damals keine Seltenheit und oft waren Bäume und Sträucher mitten in den Feldern zu finden, unter denen gerne Mittagspause gemacht wurde. Mit Beginn der Industrialisierung wurden die Agroforstsysteme seltener. Zum einen wurden die Maschinen immer größer, so dass die Bäume auf den Äckern schlichtweg im Weg waren und zum anderen waren die Erträge von den mit den neuen Maschinen bewirtschafteten Feldern deutlich größer.

Überdauertes

Es gibt sie heute noch, die Agroforstsysteme, auch wenn sie in Nischen platziert sind: Schafe, die die Flächen unter wachsenden Weihnachtsbäumen oder in Obstbaumplantagen pflegen, Hühner zwischen Energiehölzern und  Rinder unter Nussbäumen. Die oben genannte Eichelmast findet heute noch in Südspanien und Portugal statt. Aber auch Ackerbau und Bäume können ein Agroforstsystem bilden. So findet man zum Beispiel Windschutzhecken, Gewässerschutzstreifen und in einigen Regionen Streuobstwiesen, die gemäht oder beweidet werden und wo die Früchte für alle zugänglich sind.

Alte Systeme neu entdecken

Diese Nischen könnten sich jedoch bald ausbreiten. Denn vor alle im Hinblick auf das wechselhafte Klima, die verlängerten Trockenzeiten aber auch die immer wieder vorkommenden Starkregenereignisse könnte die Anpflanzung von Bäumen auf Äckern sinnvoll sein – vorausgesetzt es wird betriebsindividuell angeschaut. Bäume sorgen für ein besseres Mikroklima und es verdunstet weniger Wasser. Dieser Effekt ist vergleichbar mit dem Kühleffekt in grünen Städten. Zusätzlich wird auf den Feldern die Erosionsgefahr deutlich verringert und auch die Nährstoffauswaschung ins Grundwasser wird vermindert. Für die Biodiversität ist es natürlich auch ein Pluspunkt, da sich in den Bäumen andere Tiere ansiedeln, als auf freiem Feld.

Knackpunkte

Viele Vorteile, aber vor allem am Anfang bedeutet es eine Menge Arbeit. Viele Fragen müssen geklärt werde, die Umsetzung auch noch passen und dann auch noch Gewinne erwirtschaften. Außerdem braucht es Zeit, denn Bäume wachsen nicht über Nacht. Und dann sind es natürlich Investitionen, die getätigt werden müssen. Zwar sieht die neue GAP eine Förderung vor, aber wirklich rentabel ist es dadurch noch nicht. Das könnte sich aber ja noch ändern.

Vor allem die Landwirtschaft muss sich mit der Natur arrangieren – ändern können wir das Wetter nicht. Sicher sind Agroforstsysteme nicht die Lösung für alles – aber vielleicht für einige. Und daher finden wir auch solche kleinen Denkanstöße wichtig.

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Laura Meyer-Kuhlmann

Laura hat ein Abschluss als B Sc. Agrarwissenschaften von der Uni Göttingen und ist seit über 2 Jahren Teil der jbs Familie. Momentan betreut sie den Bereich Qualitätsmanagement und ist spezialisiert auf die Kälberaufzucht und unser Pflanzenstärkungsmittel rootac.

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