Gar schaurig ist’s über’s Moor zu gehen…
… heißt es in einer Ballade von 1841. Sie handelt von einem Jungen, der auf dem Heimweg durch ein Moor gehen muss und sich dort gruselt. Das ist ihm kaum zu verübeln, denn wer schon einmal in einem Moor unterwegs war, der kennt die besondere Stimmung dort. Zudem können Moorlandschaften lebensgefährlich sein. Auch wenn der menschliche Körper nicht einfach so im Moor versinken kann, so kann er doch stecken bleiben. Passiert das zu einem gewissen Anteil, kann man sich nicht mehr aus eigener Kraft befreien. Der kalte Schlamm sorgt dann für ein Auskühlen des Körpers und führt im schlimmsten Fall zum Tod.
Zeitzeuge
Die Entstehung von Mooren ist ein langwieriger Prozess. Die heute vorhandenen sind überwiegend in den letzten 10.000 Jahren entstanden und sie wachsen teilweise immer noch weiter. Ganz grob runtergebrochen läuft der Prozess etwa so ab:
Wenn in den feuchten Moorgebieten Pflanzen absterben, dann fallen sie zu Boden. Durch die nasse Umgebung, die dort herrscht, kann sich das organische Material nicht vollständig abbauen und so bildet sich der sogenannte Torf. Durch eben diese Systematik sind auch Moorleichen so gut erhalten und liefern uns so Hinweise zu den Lebensweisen von vor über 2000 Jahren.
Moor ≠ Moor
Moore sind nasse und dadurch sauerstoffarme Gebiete. Im Großen und Ganzen lassen sich hier zwei Arten unterscheiden: Hochmoore wachsen in die Höhe, werden vom Regen gespeist und sind extrem Nährstoffarm. Niedermoore dagegen entstehen in Senken und werden vom Grundwasser gespeist. Sie sind reicher an Nährstoffen als die Hochmoore. Anhand unterschiedlichster Parameter lassen sich diese beiden Moorarten noch einmal typisieren. In ihnen leben einzigartige Tiere und Pflanzen, die sonst nirgendwo zu finden sind.
Dem Ersten den Tod, dem Zweiten die Not, dem Dritten das Brot
Erst Mitte des 18. Jahrhunderts begann die landwirtschaftliche Nutzung der Moore. Vorher waren sie nur sporadisch besiedelt, galten als Opferstellen oder Jagdgebiete. Im Zuge der Kolonialisierung lockten die damaligen Landsherren Menschen in die Gebiete. Sie versprachen die Überschreibung der Fläche, Steuer- und Militärbefreiungen, WENN das Land gewinnbringend bewirtschaftet werden würde. Da dadurch vor allem mittellose und landwirtschaftlich unerfahrene Menschen durch diese Angebote angesprochen wurden, scheiterte die Besiedelung meist – Wissen und Fähigkeiten fehlten. Um über die strengen Winter zu kommen, wurde oft notgedrungen Torf abgebaut, um ihn als Brennmaterial zu verkaufen.
In der Zeit bildete sich oben genanntes Sprichwort, das in Generationen zu verstehen ist: Erst die dritte Generation konnte bei der damaligen Lebenserwartung den Hof ordentlich bewirtschaften – vorausgesetzt die Erste legte einen guten Grundstein.
Heute
Im Laufe der Zeit wurden viele Anteile der Moorflächen entwässert und landwirtschaftlich genutzt. Das macht heute etwa 8 % der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland aus. Da diese trockengelegten Flächen für rund 7 % der jährlichen Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, rücken die Themen Klimaschutz, Moorschutz, Wiedervernässung und Biodiversität immer wieder in den Vordergrund. Was dabei jedoch oft außer Acht gelassen wird, sind die Existenzen der landwirtschaftlichen Betrieben und sogar ganzer Dörfer in betroffenen Gebieten. Politisch sind diese Wiedervernässungen vorgesehen, aber die Besitzer dieser Ländereien haben kaum Mitspracherecht und ausreichende Regelungen für Entschädigungen gibt es nicht. Auch gibt es kein standardisiertes Vorgehen, da jeder Standort seine natürlich gegebenen Eigenheiten hat. Neben einer kompletten Stilllegung gibt es aber auch angepasste Anbaumethoden, die im Raum stehen. Erstmal bleibt also nur abzuwarten, wie die weiteren Schritte aussehen werden.