Mykotoxine – (Glücks-)Pilze?

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Rückblick

Jedes Jahr ermittelt die LUFA Nord West TM-Gehalte von Silagen. Durch die deutschlandweite Trockenheit im letzten Jahr lag dieser Wert im Schnitt bei 36,7 % und damit auf dem Höchststand der letzten 7 Jahre. Allerdings ist die Schwankung von 28,6 – 46,7 % sehr breit gefächert – was wiederum Rückschlüsse auf die außergewöhnliche Gesamtsituation zulässt. Ein sehr trocken einsilierter Mais birgt die Gefahr der Fehlgärung und Nacherwärmung, da die Verdichtung erschwert wird. Ein zu früh geernteter Mais hat dagegen in der Regel einen sehr niedrigen Stärkegehalt. Dieser kann sich ebenfalls negativ auf die Silierung auswirken. Stärke ist eine wichtige Nahrungsquelle für die Mikroorganismen, die das Erntegut vergären. Schließlich zeigt sich, dass die Ernte 2022 vielerorts eine Herausforderung war und viele Silohaufen ein Risiko für Schimmelbildung und damit einhergehende Mykotoxinbildung darstellen.

Vorwarnung

Der Deutsche Verband Tiernahrung hat im Februar 2023 eine Warnmeldung herausgegeben, dass in Mais aus der Ernte 2022 immer wieder Aflatoxin B1-Gehalte nachgewiesen wurden. Aflatoxin B1 stellt in der Fütterung von Milchkühen ein besonderes Risiko dar, weil Aflatoxine im Gegensatz zu anderen Toxinen in hohem Maße in die Milch übertragen werden können und damit ein Risiko für den Konsumenten darstellen. Generell kann man davon ausgehen, dass niemals nur 1 Mykotoxin im Futter ist. Viel Aflatoxin lässt auf viele andere Toxine schließen.

Vom Feld bis zum Trog

Mykotoxine sind giftige Stoffwechselprodukte, die durch Schimmelpilze gebildet werden. Diese können die Pflanze, je nach Witterungsbedingungen, schon auf dem Feld befallen (Feldpilze), als auch durch ungenügende Konservierung und schlechte Lagerbedingungen im Getreidelager oder im Silo bzw. in der Silage auftreten (Lagerpilze). Die durch Schimmelpilze verursachten giftigen Mykotoxine können schon in geringen Mengen das Immunsystem schwächen und Infektionskrankheiten begünstigen.

DON und ZEA

Neben Alfatoxin sind die am häufigsten weltweit vorkommenden Mykotoxine DON und ZEA. Sie werden durch den Feldpilz Fusarium gebildet. DON beeinträchtigt vornehmlich die Darmgesundheit und in Folge dessen auch die Futterverwertung. Eine zudem resultierende Immunsuppression führt zu einem erhöhten Auftreten von komplexen Krankheitsbildern. ZEA dagegen hat eine östrogenähnliche Wirkung und kann u. a. zu Veränderungen des Hormonstatus, Aborten- und Größenzunahme des Uterus führen. Grundsätzlich reagieren Rinder weniger empfindlich auf Mykotoxine als Schweine. Man vermutet, dass Rinder durch die Mikroorganismen im Pansen die Fähigkeit besitzen, einen Teil der Pilzgifte in ungiftige Stoffwechselprodukte umzuwandeln. Aber auch hier kann es zu Leistungseinbußen und Fruchtbarkeitsstörungen kommen.

Auf die richtige Vorgehensweise kommt es an

Mykotoxine sind im Futterlager sehr inhomogen verteilt. Die Konzentration zwischen zwei beprobten Stellen kann sich um ein Vielfaches hinsichtlich der Mykotoxinkonzentration unterscheiden. Aus diesem Grund ist das Fehlerpotenzial bei der Probenahme sehr hoch, denn nur eine ausreichende Anzahl von Einzelproben über das Futterlager verteilt und eine daraus homogen gewonnene Mischprobe kann ein eindeutiges Bild zeigen. Des Weiteren ist bei der Entfernung sichtbarer Schimmelnester im Silostock zu berücksichtigen, dass das Pilzmyzel in der Regel viel tiefer durch das Futter wurzelt und die Entfernung der sichtbar kontaminierten Bereiche nur eine Reduktion des Problems darstellen kann.

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Anne Cordes

Anne hat ein abgeschlossenen Studium zur Agr.-Ing. (FH) von der FH Kiel und 14 Jahre Praxiserfahrung auf einem Milchviehbetrieb. Sie ist seit über 18 Jahren Teil der jbs Familie. Momentan betreut sie den Bereich Qualitätsmanagement und ist spezialisiert auf Milchvieh und Silagemangement.

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