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Immer wieder: Erstversorgung
Man kann es gar nicht oft genug wiederholen: Eine vernünftige Erstversorgung bereitet den Kälbern einen guten Start ins Leben. Dabei dreht sich erst einmal alles um die Kolostrumversorgung: möglichst schnell, möglichst viel und von hoher Qualität. Wer hier ungenau arbeitet, wird später umso mehr Zeit in die Pflege und Behandlung seiner kränkelnden Kälber stecken müssen.
Trotzdem krank?
Und dann gibt es Betriebe, die haben eine richtig gute, peinlich genaue Erstversorgung ihrer Kälber und trotzdem machen einige Probleme und werden krank. Oft steckt ein ganz einfacher Grund dahinter: Im Kolostrum sind viele wichtige Immunglobuline enthalten, aber kaum Spurenelemente. Diese aber sind wiederum wichtig für verschiedenste Körpervorgänge. Ein besonderes Augenmerk liegt vor allem auf dem Eisen, denn ein frisch geborenes Kalb hat keine relevanten Reserven vorzuweisen.
So rot wie Blut
Die wohl wichtigste Körperflüssigkeit ist Blut – zumindest bei allen Wirbeltieren. Es ist hauptsächlich für die verschiedensten Transportvorgänge verantwortlich: Sauerstoff, Nährstoffe, Stoffwechselprodukte, usw. Das passiert unter anderem durch den Farbstoff des Blutes, dem sogenannten Hämoglobin – einem eisenhaltigen Proteinkomplex. Auch Schad- und Giftstoffe werden mit dem Blut zu den Ausscheidungsorganen transportiert, so dass sie dem Körper nicht mehr gefährlich werden können. Daneben trägt das Blut einen wichtigen Teil zur Regulierung der Körpertemperatur bei.
Starkes Immunsystem durch Eisen
Eisen ist enorm wichtig für das Immunsystem. Hier ist es aktiv an der Bildung von Antikörpern beteiligt und damit essentiell für die Abwehr von Krankheiten. Das Kolostrum bietet Schutz für die ersten Tage, danach muss die eigene Produktion der Abwehrstoffe funktionieren. Ist das nicht der Fall, wird das Kalb krank und das wiederum löst eine Abwärtsspirale aus: geringere Tageszunahmen führen zu Leistungseinbußen im späteren Milchkuhleben. Von der Mehrarbeit und den eventuell anfallenden Tierarztkosten einmal ganz zu schweigen. Kurz gesagt: Am zweiten Lebenstag sollten Kälber einen Eisengehalt im Blut von 20 µmol/l haben, um ausreichend versorgt zu sein.
Praxisversuche
Literatur kann viel beschreiben. Wichtiger ist jedoch, wie es in der Praxis aussieht – und das wird immer mal wieder von verschiedenen Institutionen untersucht. Und bei nahezu allen kommt dasselbe heraus: die meisten Kälber sind deutlich unterversorgt, was Eisen angeht. Die Probleme, die das mit sich bringt, werden aber oft nicht diesem Faktor zugeordnet, denn Kälber sind tendenziell anfällig für Krankheiten und auch die Tageszunahmen sind nicht immer bei allen hoch. Blutuntersuchungen, die Aufschluss über die Gründe geben können, werden in der Praxis nur selten gemacht, da es schlichtweg zu teuer ist. Aber bei Schweinen ist die prophylaktische Eisengabe Standard – warum nicht auch bei Kälbern?
Sinnvolle Ergänzer
Weder im Kolostrum noch in der Vollmilch sind ausreichende Eisenmengen für das Kalb vorhanden. In einem qualitativ hochwertigen Milchaustauscher sind die Mengen zwar an den Tagesbedarf angepasst, aber so richtig zum Reserven auffüllen reicht es auch hier nicht. Daher ist die Gabe eines gut verfügbaren Eisenpräparates für Kälber in den ersten Stunden durchaus sinnvoll. Neben dem Immunsystem unterstützt Eisen die Zellteilung und legt damit das Fundament für eine gute Milchproduktion und ein gesundes Euter. Da lohnt sich die Investition in eine Eisengabe für den späteren Lebenslauf allemal.