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Verdaulichkeit vs. Energie
Die klimatischen Herausforderungen werden von Jahr zu Jahr größer. Die strategische Anforderung, ein Gleichgewicht zwischen Menge und ernährungsphysiologischer Qualität des Silierguts zu erreichen, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Maissilage ist in vielen Rationen mit 50 % und mehr enthalten und beeinflusst entscheidend die verdaulichen Strukturkomponenten. Denn Hochleistungskühe benötigen eine Ration mit einem Faseranteil von mehr als 25 %. Dies macht die Verdaulichkeit der Silage zu einem äußerst wichtigen Faktor für den Energiegehalt der gesamten Ration.
Der Kolben, das Goldstück
Die Stärke aus dem Kolben ist das wichtigste lösliche Kohlenhydrat. Die Konzentration steht in direktem Zusammenhang mit der Reife der Pflanze. Die Einlagerung von Stärke erfolgt, wenn die Zuckerkonzentration in der Trockenmasse ihren Höchststand erreicht. Dies geschieht in einem Zeitraum von ein bis zwei Wochen. Danach steigt die Konzentration entweder langsam an oder stagniert nur noch. Die Energie in Maissilage stammt jedoch nicht nur aus der Stärke (Maissilage enthält in der Regel zwischen 30 und 40 % Stärke in der Trockenmasse), sondern auch aus den verdaulichen Zellwänden. Denn die Zellwände machen etwa 45 % i. d. TM der Maispflanze aus.
Maximale Stärke = weniger Zucker
Damit sich die Stärke im Korn einlagert, wird die Ernte gerne hinausgezögert und dadurch hohe TM-Gehalte in Kauf genommen. Aufgrund der Atmung, die auch bei reduzierter Photosynthese weiter läuft, sinkt die Zuckerkonzentration dabei täglich um etwa 5 g pro kg TM. Ein als gering einzustufender Wert, der auf 1 ha mit 16 t TM aber zu gut 80 kg Zuckerverlusten pro Tag führt. Zur Erinnerung: Zucker ist die Hauptenergiequelle für die Silierbakterien! Je trockener der Mais, desto schlechter ist auch die Verdichtung mit allen negativen Folgen.
Stay-green für Silage?
Stay-green Sorten wurden darauf gezüchtet, dass das Korn schnell trocknet und gleichzeitig die Stängel- und Blattfeuchte gleich bleibt und damit der Mais seine grüne Farbe behält. Eine Eigenschaft, die bei Getreidesorten erwünscht ist, aber bei Silomais mit Vorsicht zu genießen ist. Denn durch die schnelle Trocknung des Korns kann sich die Verdaulichkeit der Stärke verringern.
Der Faser-Anteil
Einer der Parameter für die Verdaulichkeit ist die neutrale Detergenz-Analyse von Fasern in organischem Material (aNDFom), die die Qualität der Fasern anzeigt. Diese Fraktion besteht aus Hemicellulose, Cellulose und Lignin. Ebenso wie die pflanzliche Zellwand hat auch der Reifegrad (% TM) einen direkten Einfluss auf die Verfügbarkeit der einzelnen Bestandteile in der Pflanze. Lignifizierung, Reifung und Zellwanddicke können zu einem geringeren aNDFom-Abbau beitragen. Darüber hinaus steigt mit zunehmender Reife von Maissilagen der Anteil beständiger Stärke, was je nach Ration zumindest beachtet werden muss.
Richtwert für den Erntezeitpunkt
Als Parameter für den idealen Erntezeitpunkt gilt ein TM-Gehalt der Gesamtpflanze von 30 bis 35 %. Der Kolben sollte in der Mitte der Teigreife sein. Das heißt, der Daumennagel lässt sich problemlos in das teigige, feste Korn eindrücken. Achtung: bei Trockenheit muss ggf. gehäckselt werden, bevor die Teigreife ausgeprägt ist, um ein silierfähiges, verdauliches Pflanzenmaterial zu behalten.
Die Fermentation
Die schnelle Umwandlung des Zuckers in Gärsäuren durch Milchsäurebakterien während des Fermentationsprozesses ist der Schlüssel für die Produktion von hochwertiger Silage. Eine Möglichkeit, die Fermentation zu verbessern ist der Einsatz von spezialisierten Silierbakterien. Dies ist eine effektive Strategie zur Senkung von Nährstoffverlusten. Je schneller die pH-Wert-Senkung, desto besser.
Mit Siliermitteln verdaulicher
Die kombinierte Anwendung von homo- und heterofermentativen Bakterien hat sich als besonders effektiv erwiesen. Diese Bakterien wirken zusammen, um gleichzeitig eine schnelle pH-Absenkung, Schutz vor Nacherwärmung und eine erhöhte Schmackhaftigkeit zu erzielen. Versuche haben gezeigt, dass durch den Einsatz von spezialisierten Bakterien die Verdaulichkeit von Trockenmasse und NDF (Neutrale-Detergenz-Faser) verbessert werden kann.
Stärke allein reicht nicht
Das Erreichen hoher Stärkegehalte allein ist nicht zielführend. Bei zu später Ernte verliert man in der Restpflanze viel Verdaulichkeit und Energie. Nicht nur das: je später der Häckseltermin und je höher die Trockenmasse der Pflanze, desto schwieriger ist das Erreichen der notwendigen Häcksellänge, desto problematischer wird die Verdichtung, desto höher ist das Nacherwärmungsrisiko, desto mehr Pilzsporen sind im Siliergut, desto geringer ist die Futteraufnahme …